Die Chokoladenkanne des Modells Kolberg Nr. K 12 aus den 1930er Jahren steht heute in der Dauerausstellung des Industriemuseums im 2. Obergeschoss
Kakao und Steingut in Elmshorn
Draußen stürmt es, die Blätter sind mittlerweile von den Bäumen verschwunden und färben die Bordsteine bunt, Regen prasselt an das Fenster und bereits am Nachmittag wird es dunkel. Zu fast keiner anderen Jahreszeit ist es zu Hause so gemütlich wie im Herbst. Ein Heißgetränk zum Aufwärmen darf jetzt auf keinen Fall fehlen. Wie wäre es statt Kaffee oder Tee einmal mit einer Tasse heißer Schokolade?
Dem heute vor allem bei Kindern beliebten Getränk widmete die Steingutfabrik C. & E. Carstens zu Beginn des 20. Jahrhundert sogar eine eigens dafür designte Schokoladenkannen. Wie der Rohstoff Kakao seinen Weg von Mittelamerika nach Nordeuropa fand, soll im Folgenden beschrieben werden.
Von Südamerika nach Europa
Nachdem Christoph Kolumbus sich Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Weg nach Indien heillos versegelte und auf einen bis dahin in Europa unbekannten Kontinent stoß, kamen auch die ersten Europäer in Kontakt mit Kakao. Die Kakaofrucht stammt ursprünglich aus Mittelamerika, wo sie in Mischwäldern an Kakaobäumen wuchs. Bereits in vorchristlicher Zeit wurde Kakao dort als Getränk verzehrt. Hierfür wurden die Kakaofrüchte geöffnet, die Bohnen mitsamt dem Fruchtfleisch zu einem Fruchtbrei vermengt, mit Wasser gemischt und zum Gären stehen gelassen. Dieses alkoholhaltige Getränk, das von der Konsistenz vermutlich an den heute beliebten Smoothie erinnern lässt, wurde vor allem von vermögenden Menschen getrunken. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner Mittel- und Südamerikas verwendeten Kakao als Zahlungsmittel, somit blieb die Verarbeitung zu Getränken den Wohlhabenden vorbehalten.
Das undekorierte Vorläufermodell der „Chokoladenkanne“ aus einem Preisverzeichnis von 1901.
Ein adeliges Heißgetränk
Als europäische Seefahrer begannen, die amerikanischen Kontinente zu kolonisieren, war ein Kakaogetränk aus gerösteten, zerstoßenen und mit Wasser vermischten Kakaobohnen weit verbreitet. Obwohl dieses Getränk sehr bitter war und auf keinen großen Zuspruch stieß, wurden getrocknete Kakaobohnen als exotische Besonderheit nach Europa exportiert. Hier verbreitete sich Kakao schnell als luxuriöses Heißgetränk unter den Adligen. Zubereitet mit Sahne statt Wasser, erwärmt und mit Vanille, Honig oder Zucker gesüßt war es zunächst an den Königshäusern verbreitet. Je weiter der Kakaoanbau ausgedehnt und der Kakaohandel ausgebaut wurde, desto erschwinglicher wurden die Bohnen.
Auch im norddeutschen Raum war Kakao lange Zeit ein Getränk, das im 19. Jahrhundert vor allem von vermögenden Bürgerinnen und Bürgern konsumiert wurde. Die Besonderheit des Kakaos wurde unterstrichen durch eigens für dieses Getränk gefertigte Becher und Kannen. Auch die Steingutfabrik C. & E. Carstens stellte sogenannte Schokoladenkannen her. Ihre Besonderheit ist ein so genannter Siebdeckel. In einem im Deckel oder Ausguss der Kanne befindlichen Sieb blieb die Haut, die sich beim Abkühlen der Milch auf der Getränkeoberfläche bildet, im Inneren der Kanne hängen und geriet nicht in die Tassen der Trinkenden.
Das in den Deckel integrierte Sieb sorgte dafür, dass die Haut auf dem Kakao nicht in die Tasse der Trinkenden gelangte.
Steingut in Elmshorn
Als Alternative zum teuren Porzellangeschirr setzte sich Steingut zunächst in England durch. Zwischen 1905 und 1907 errichteten die Brüder Ernst und Christian Carstens eine Steingutfabrik direkt an der Krückau. Die hier gefertigten Güter waren zunächst für den Exporthandel gedacht, doch schnell begann auch der Absatz auf dem heimischen Markt. Nach der Gründung begann schnell die Fabrikation von Tee- und Kaffeegeschirr, in deren Ergänzung auch Kakaokannen gefertigt wurden. Insgesamt war die Zahl der Gefäßtypen begrenzt, eine Form wurde mit zahlreichen Dekoren angeboten und konnte mehr als 20 Jahre mit wechselndem Muster im Sortiment bleiben. Neue Serien entstanden oft nur durch Änderung von Details wie neu entwickelte Formen von Knauf und Henkel.
Die Schokoladenkanne des Modells Kolberg wurde in den 1930er Jahren gefertigt. Ein undekoriertes Vorläufermodell lässt sich bereits in einem Preisverzeichnis von 1901 finden. Heute ist die Schokoladenkanne in der Dauerausstellung des Industriemuseums im 2. Obergeschoss zu sehen. Besucherinnen und Besucher des Museums erhalten hier Einblicke in den harten Alltag der Arbeiterinnen und Arbeiter der Steingutfabrik C. & E. Carstens in Elmshorn.
Unterschiedliche Modelle der Chokoladenkanne mit den dazugehörigen Stempeln am Kannenboden, die Hinweis auf den Hersteller geben.
Inventarnummer: K 023
Modell: Kolberg, Nr. K 12
Material: Steingut, Messing (vernickelt)
Technik: Mattglasur
Datierung: 1930er Jahre
Maße: H: 19,5 cm, D: 10,5 cm
Standort: Dauerausstellung 2. OG, Industriemuseums Elmshorn