Christbaumschmuck „Zeppelin D-LZ – 127“
Ein Luftschiff am Weihnachtsbaum war in der Ära der Zeppeline der letzte Schrei und hing am festlich geschmückten Tannenbaum in vielen deutschen Wohnstuben. Die Miniatur aus der Sammlung des Industriemuseums Elmshorn trägt wie sein gigantisches Vorbild die Bezeichnung „D-LZ 127“. Der bis heute legendäre „Graf Zeppelin“ wurde 1928 in den Dienst gestellt und sein kleines, höchst zerbrechliches Abbild ist vermutlich um 1930 hergestellt worden.
Der Weihnachtsbaumanhänger in Zeppelinform stammt aus einer Haushaltsauflösung und gelangte 1990 gemeinsam mit einem weiteren Zeppelin, zwei Glückspilzen, zwei Weihnachtsbaumkugeln, 3 Tannenzapfen, 9 Baumkerzenhalter und 6 Plätzchenausstechformen als Spende in den Sammlungsbestand des Industriemuseums Elmshorn. Baumschmuck wird nach wie vor nicht jedes Jahr neu gekauft, sondern kommt in einen Karton, um zum nächsten Weihnachtsfest wieder hervorgeholt zu werden. Früher kam nur ab und an ein neues Stück dazu, da der gläserne Baumschmuck lange Zeit sehr kostbar war. Viele der äußerst zerbrechlichen gläsernen Kugeln und Figuren gingen zu Bruch, so dass von den massenhaft produzierten Stücken nicht viele im Original erhalten sind.
Heute ist der mit glänzenden Kugeln und Figuren geschmückte Tannenbaum für uns ein Synonym für Weihnachten, dies war jedoch vor 200 Jahren noch nicht der Fall. Der Weihnachtsbaum basiert auf dem jahrhundertealten Brauch zwischen dem alten und dem neuen Jahr lebendiges Grün in die Wohnung zu holen. Hierzu zählen im Winter blühende Pflanzen wie die Barbarazweige und immergrüne Gewächse wie Buchsbaum und Myrte. Ein 1863 geborener Elmshorner schreibt in seinen Erinnerungen „für uns war das größte Fest des Jahres das Weihnachtsfest. In meiner Familie wurde jedes Jahr ein Myrtenbäumchen mit Kerzen, dickwandigen Glaskugeln und Zuckersachen von der Bäckerei Schrader aus Guss geschmückt. Diese Zuckersachen wurden von Jahr zu Jahr aufgehoben, durften jedoch nicht gegessen werden. Ich glaube, erst ab um 1870 schmückte meine Familie einen Tannenbaum.“
In Deutschland tauchen zwar bei den Handwerker-Zünften und beim Adel erste Weihnachtsbäume bereits im 16. Jahrhundert auf, jedoch verbreitet sich der Brauch erst im 19. Jahrhundert. Der Einzug in nahezu alle deutschen Wohnstuben gelang dem Tannenbaum erst durch die Militärpropaganda im Krieg 1870/71 und im Ersten Weltkrieg. Soldaten aus den unterschiedlichsten Gegenden Deutschlands lernten den Lichterbaum in Lazaretten, Kasernen und Unterständen kennen. Illustrationen dieser Kriegs-Weihnachtsbäume in Zeitungen, Familienzeitschriften und auf Postkarten trugen zur Verbreitung bei.
Ursprünglich hing an den Tannenbäumen Schmuck aus Zuckerguss, Marzipan, Tannenzapfen und Nüssen, wie beispielsweise vergoldetete Haselnüsse die zu festlichen Ketten aufgefädelt waren. Je nach Reichtum der Familie hingen essbare Früchte, erlesenes Backwerk und Süßigkeiten am Baum. Beliebt war auch selbst gebastelter Papierschmuck wie die Himmelsleitern und farbige Bänder. Hinzu kamen Papierfiguren, die aus Bastelbögen ausgeschnitten wurden. Die Motive waren oft nicht weihnachtlich, sondern vom Zeitgeist geprägt. In Mode waren vor allem die technischen Errungenschaften wie Lokomotiven, Automobile, Heißluftballons und dann Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem Zeppeline. Der Christbaumschmuck wurde auch für politische Propaganda genutzt. Die Zeppeline spielten im Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle und waren als patriotischer Baumschmuck ebenso beliebt wie Marineschiffe und Kugeln mit den Portraits von Wilhelm II und Otto von Bismarck sowie Abbildungen vom „Eisernen Kreuz“ und der deutschen Flagge.
Eine Revolution erfuhr der Weihnachtsschmuck durch die Erfindung von innen verspiegelter Glaskugeln in Lauscha in Thüringen. Hier wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts von Glasbläsern in Heimarbeit hohle Kugeln hergestellt und die Oberfläche mit einer glänzenden Zinn-Blei-Legierung versehen. Diese Kugeln waren dickwandig und relativ schwer. Die Massenfertigung vieler Kugeln ermöglichte erst der Bau eines Gaswerkes in Lauscha im Jahre 1867. Nun erst konnten die Glasbläser mithilfe der sehr heißen Gasflamme äußerst dünnwandige Kugeln blasen und innen verspiegeln. Hinzu kamen durch Einblasen in Formen aus Gips oder Porzellan Figuren der unterschiedlichsten Art wie auch der Zeppelin-Anhänger des Industriemuseums. Die Familienangehörigen der Glasbläser halfen bei der Produktion mit und tauchten die Weihnachtsartikel beispielsweise in Farbbäder oder versahen sie mit Glimmer.
Die Kugeln und der figürliche Christbaumschmuck erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden auch ein Exportschlager in die USA. Bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg waren die Thüringer Hersteller konkurrenzlos.
Die Giganten der Lüfte begeistern die Menschen bis heute. Das berühmte Starrluftschiff LZ 127 hatte eine Länge von 236,6 Metern und einen Durchmesser von 30,5 Metern. Die Besatzung bestand aus 45 bis 50 Mann und es konnten bis zu 20 Passagiere befördert werden. Die Kabinen für die Passagiere, ein großer Aufenthaltsraum und die Küche befanden sich in der Gondel unter dem Rumpf, die auch in der Weihnachtsfigur ausgeformt ist. Mit spektakulären Fahrten wie der Welt- und der Polarfahrt erhielt dieses Verkehrsluftschiff mit dem Namen „Graf Zeppelin“ weltweit eine große Aufmerksamkeit und war die Sensation am Himmel. Die LZ 127 war der Pionier des Transatlantikflugdienstes, zwischen 1931 und 1937 wurde ein regelmäßiger Luftschiffverkehr zwischen Deutschland und Brasilien betrieben. Zur damaligen Zeit war dies die schnellste Flugverbindung und der einzige Nonstopflug auf dieser Strecke. Daneben wurden auch immer wieder Fahrten innerhalb Europas und auch nach Nordamerika unternommen. Das Luftschiff legte insgesamt rund 1,7 Millionen Kilometer bei 590 unfallfreien Fahrten zurück, wobei neben der Weltumrundung 139 mal der Atlantik nach Nord- und Südamerika überquert und 34.000 Passagiere befördert wurden. Erst das Unglück des Zeppelins „Hindenburg“ in Lakehurst bedeutete das Ende der Luftschifffahrt. Die LZ 127 wurde am 19. Juli 1937 außer Dienst gestellt und diente dann nur noch als Touristenattraktion, die für ein Eintrittsgeld besichtigt werden konnte.
Wer auch gerne einen Zeppelin an seinen Tannenbaum hängen möchte kann diesen Baumschmuck übrigens immer noch von einer Glashütte in Lauscha erwerben, die diesen in alter Tradition aus „mundgeblasenem Glas und handbemalt mit viel Liebe zum Detail“ herstellt.
Inventar-Nummer 1990-0036
Datierung um 1930
Maße Länge 11,5 cm, Breite 3,5 cm
Material Glas