Wintersportvergnügen auf zwei Brettern
Schneebedeckte Berggipfel, unberührte Loipen, rasante Abfahrtspisten: Das Objekt des Monats Dezember entführt uns in weiße Winterwelten, die auch so manche Elmshorner und Elmshornerinnen in die Ferne locken. Ob in den Harz oder in den Schwarzwald, zum Langlauf nach Norwegen oder zum Ski Alpin in die Alpen – Skiurlaub findet auch fernab der schneereichen Wintersportzentren eine große Anhängerschaft.
Die Ski aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Bestand des Industriemuseums sind vollständig aus Holz gefertigt, über zwei Meter lang und weisen eine lang gebogene Spitze auf. Auf der montierten Vorrichtung für die Skibindung sind zum einen das Firmenlogo „Geze“ sowie zum anderen die Abkürzungen „D.R.P.a.“ und „D.R.G.M.“ eingraviert.
Olympiareife Skibindungen
Diese Kennzeichnungen bedeuten, dass die Skibindung von „Geze“ als „Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster“ eingetragen und für ein „Deutsches Reichs-Patent angemeldet“ wurde, das Patent jedoch noch nicht erteilt worden war. Die Möglichkeit, gewerblich nutzbare Erfindungen durch ein Patent rechtlich schützen zu lassen, besteht in Deutschland seit der Gründung des Kaiserlichen Patentamtes 1877. Mit dem Gebrauchsmuster kam ab 1891 eine weitere Stufe im gewerblichen Rechtsschutz hinzu. Um eine Erfindung als Gebrauchsmuster eintragen zu lassen, müssen im Gegensatz zur Patentierung geringere Anforderungen zum Beispiel hinsichtlich des Innovationsgrades erfüllt werden.
Die Firma „Geze“ ist bis heute ein Familienunternehmen für Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik mit Stammsitz in Baden-Württemberg. Ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert liegen unter anderem in der Herstellung von Skibindungen seit 1898. Auf diesem Gebiet stieg das Unternehmen in den 1920er und 1930er Jahren zu einem der führenden Hersteller auf dem Weltmarkt auf. Als 1936 die alpinen Ski-Disziplinen erstmals als olympische Wettbewerbe ausgetragen wurden, fuhr die Mehrheit der Läuferinnen und Läufer mit „Geze“-Skibindungen, darunter auch die siegreichen Christl Cranz und Franz Pfnür aus Deutschland. Doch nicht nur im Spitzensport, auch im Breitensport waren diese Skibindungen weit verbreitet. Die Firma profitierte dabei von der wachsenden Beliebtheit des Skisportes und der Zunahme des Wintersporttourismus seit den 1920er Jahren.
Auf dem Weg zum Massensport
Das Skifahren als sportliche Betätigung verbreitete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst in seiner Form des Langlaufes von Norwegen aus in den deutschsprachigen Raum. In den Alpen entstanden um 1900 neue Techniken und Skibauweisen, aus denen sich die alpinen Ski-Disziplinen entwickelten. Einen Aufschwung erhielt der Skisport nach dem Ersten Weltkrieg: Unter anderem die Erschließung der Mittelgebirge und Alpen durch die Eisenbahn begünstigte den wachsenden Wintersporttourismus in diesen Regionen und die allmähliche Umstellung von handwerklicher auf industrielle Massenproduktion ließ Ski erschwinglicher werden. Auch die olympischen Spiele und die Blütezeit des Berg- und Skifilms in den 1920er und 1930er Jahren förderten die Popularität des Skilaufens. Tatsächlich zum Massensport wurde es dann in den 1950er Jahren. Die Ski aus Elmshorner Besitz bezeugen die weit verbreitete Begeisterung auch der Bewohner und Bewohnerinnen flacher und weniger schneereicher Gefilde für dieses Wintersportvergnügen auf zwei Brettern.
Inventarnummer: 2007-0082
Datierung: 1901-1950
Material: Holz, Metall
Maße: L 207 cm, B 7,6 cm, H 6,4 cm (mit Bindung)
Hersteller: unbekannt (Ski); Geze (Bindung)
Standort: Industriemuseum Elmshorn