Rübenheber
Was verbirgt sich hinter dem ungewöhnlich gestalteten Arbeitsgerät? Die schwunghaft gestaltete und handgeschmiedete Form mit seitlichem Steg als Fußauftritt lässt nicht gleich auf den ersten Blick erkennen, für welchen Einsatz das Gerät hergestellt wurde. Der über 100 Jahre alte Rübenheber bildet das Objekt des Monats Februar. Das Werkzeug ist 37 cm lang und an der breitesten Stelle 21 Zentimeter weit. Der hölzerne, gerade Stiel steckt in einem Schaft. Das andere Ende schließt mit einem Vollholz – D – Griff ab. Der aufwendig geschmiedete Schaft ist im hinteren Bereich vernietet. Auf der Vorderseite prangert der Hinweis auf den Hersteller – heute nur noch sehr schwer lesbar lässt sich der Schriftzug VICTORIA entziffern – das Logo ist kaum mehr zu erkennen.
Rübenheber und Köpfschippe
Der Rübenheber diente, wie der Name schon sagt, zur Ernte von Rüben wie bspw. der Runkelrübe, Zuckerrübe oder Roter Bete. Die Ernte erfolgte zum Teil noch bis in die 1940er Jahre in Handarbeit. Mit der Hand umfasst man den grünen Schopf der Rübe und zieht sie am Kraut heraus. Ist der Boden fest oder ausgetrocknet, benötigt man den Rübenheber oder eine zweizinkige Rübengabel, um die Rüben aus dem Boden zu holen. Die seitlich abgelegten Rüben werden dann mit dem Spaten oder Hausmesser geköpft und auf einen Haufen geworfen. Erste Rübenerntemaschinen kamen ab 1860 auf den Markt. Mit Hilfe der Maschinen wird der Boden angelockert und die Rüben angehoben, so dass sie leichter aus dem Boden gezogen werden können. Im Laufe des 20. Jahrhunderts kehrte man den Arbeitsablauf des Erntens um. Wurde im 19. Jahrhundert zunächst gerodet und dann geköpft, so köpfte man die Rüben nun vor dem Ausheben mit der langstieligen Köpfschippe (Reubenköpper ) die ein rückenschonendes Arbeiten im Stehen ermöglichte. Auch die Entwicklung rationeller arbeitender Maschinen ging in rasantem Tempo voran. Ab 1920 kamen pferdegezogene Rodepflüge auf, die statt einer Schar zwei Zinken besaßen. Mit dem Pflug war der Bauer in der Lage, die Rüben ganz aus dem Boden zu pflügen und seitlich abzulegen. Ende der 1930er Jahre gab es zweireihige Köpfschlitten, die zusätzlich mit waagerecht angebrachten Messern die Rübenblätter abschnitten. Der Köpfschlitten erledigte nun die Arbeit, für die zuvor 10 Arbeiter benötigt wurden.
Die für uns heute unvorstellbare, mühsame und zeitaufwendige Arbeit wird mittlerweile von hochtechnisierten Vollerntemaschinen übernommen.
Objekt gesucht!
In der Sonderausstellung „Stadtgemüse. Vom Bauerngarten zur essbaren Stadt“ (Eröffnung 13. April 2014) gilt es neben Arbeitsgeräten wie Rübenheber, Spaten und Unkrautstecher weitere historische Gartengeräte für den Einsatz im Nutzgarten zu entdecken. Sollten bei Ihnen längst vergessene und historisch bedeutsame Gartengeräte im Gartenschuppen verweilen – melden Sie sich bei uns im Industriemuseum. Ebenso suchen wir noch historische Fotoaufnahmen von Elmshorner Nutzgärten und Geschichten, die damit verbunden sind.
Inventarnummer: 2014-0069
Datierung: um 1900
Material: Holz, Eisen, handgeschmiedet
Maße: 72,5 x 21 cm
Hersteller: Victoria
Standort: Industriemuseum Elmshorn