Silberlöffel
Wer mit dem silbernem Löffel oder gar dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde hat es dem Volksmund nach gut getroffen. Tatsächlich ist es zum Teil noch heute Brauch neugeborenen Kindern zur Taufe einen silbernen Löffel zu schenken. Hierbei handelt es sich in erster Linie um ein symbolisches Geschenk – das Kind soll in seinem Leben immer genug zu Essen haben und keinen Verzicht üben müssen. Der Löffel selber ist nur aufgrund des Materials kostbar. Löffel, Besteck allgemein, gibt es in unserer Zeit in jeder denkbaren Ausführung – von Luxusgegenständen aus Gold oder Perlmutt bis hin zu Wegwerfprodukten aus Kunststoff.
Das Objekt des Monats Oktober hingegen stammt aus einer Zeit als Besteck, insbesondere aus Metall, einen hohen Wert hatte. Vor der Industrialisierung und der massenhaften Produktion war es üblich, dass jede Person nur einen Löffel besaß.
Dies zeigt auch eindrücklich die stark abgenutzte Schale des silbernen Löffels. Das Material ist vom täglichen Gebrauch ganz dünn geworden und der Löffelschale hat ihre Form eingebüßt.
Der Wert des Löffels zeigt sich auch in der Verzierung. Sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite des Griffes sind üppige Ranken mit großen Blättern und runden Beeren eingraviert. Die Löffelunterseite ist mit einem gebogenem Zweig mit Blütenknospen und kleinen Blättern verziert. Auf der Unterseite des Griffes umschließen die Ranken die Initialen „W.J.“ sowie die Jahreszahl „1768“. Dies legt nahe, dass der Löffel zur Taufe vom Paten eines Kindes geschenkt wurde. Derartig verzierte Löffel wurden aber auch als Geschenk zu besonderen Jubiläen angefertigt.
Wer der ursprüngliche Besitzer oder die Besitzerin dieses Löffels war lässt sich leider nicht mehr ohne weiteres nachvollziehen. Bekannt ist aber der Hersteller des Kleinodes. Es handelt sich um den 1718 in Altona geborenen Goldschmied Roloff Johann Holler, der von 1755 bis zu seinem Tod 1785 in Elmshorn tätig war. Allerdings war Holler zu dieser Zeit bei weitem nicht der einzige Goldschmied in Elmshorn. Von 1730 bis 1850 erlebte das Gold- und Silberschmiedehandwerk in Elmshorn eine wahre Blütezeit. Allein in Elmshorn gab es 40 Meister und in der Region Wilster- und Krempermarsch insgesamt 208 Meister.
Begründet liegt dies in der Ortsgeschichte. 1736 erhielt Elmshorn von der Regierung die Rechte eines zunftberechtigten Fleckens. Die vorher nur als Landhandwerker zugelassenen Handwerker hatten nun das Recht, Lehrlinge auszubilden und ihre Waren auf den Märkten anzubieten. Elmshorn wurde dadurch zu einer attraktiven Niederlassung für Gold- und Silberschmiede, von denen viele ihre Werkstätten in der alten Niederländerstraße, dem heutigen Flamweg hatten.
Die Gold- und Silberstücke lassen sich durch das auf der Rückseite eingeschlagene Meisterzeichen identifizieren, das sich aus den Anfangsbuchstaben des Namens zusammensetzt.
Die Gold- und Silberarbeiten weisen teilweise niederländische Einflüsse auf, da sich über Jahrhunderte immer wieder Siedler in den Marschgebieten niedergelassen hatten. Dies zeigt sich unter anderem durch die Verarbeitung von Geflechten aus feinsten Edelmetalldrähten.
Inventarnummer: A 0249
Datierung: 1768
Material: Silber
Länge: 18,8 cm
Hersteller: Roloff Johann Holler