„Trara, die Post ist da!“
„Trara, die Post ist da! Von weitem hört man schon den Ton, sein Liedchen bläst der Postillon“ – mit diesen Zeilen beginnt ein bekanntes Volks- und Kinderlied von Rudolf Löwenstein aus dem Jahr 1846. Es verweist auf wesentliche Merkmale des damaligen Postwesens: Der Postbote, französisch Postillon oder auch Postillion genannt, kündigte sein Kommen mit dem Posthorn an und forderte damit zugleich Vorrang für seine Postkutsche auf den Straßen. Die Postkutsche diente damals nicht nur zur Beförderung von Briefen, sondern auch von Reisenden und ist in Liedern und Gedichten oftmals romantisch verklärt worden. Tatsächlich waren Reisen in den beengten und unbequemen „Knochenknackern“, wie sie zeitgenössisch bezeichnet wurden, eher beschwerlich.
Kutsche, Horn und Postillon
Seit dem 17. Jahrhundert ließ der dänische König in seinen Herrschaftsgebieten im heutigen Schleswig-Holstein einen regelmäßigen Postverkehr aufbauen. Große Bedeutung nahm dabei insbesondere die Strecke von Kopenhagen nach Hamburg ein, die auch durch Elmshorn führte. Neben gehenden und berittenen Boten wurden bald auch Pferdefuhrwerke eingesetzt. Der Postillon, der Gespannführer dieser Postkutschen, trug eine gelb-rote Uniform, gab Signale über das Posthorn und war meist bewaffnet, um Raubüberfälle abzuwehren. Entlang der Postrouten entstanden Fuhrhaltereien zum Wechsel der Pferde. Reisende nutzten seit dem 18. Jahrhundert verstärkt die Postkutschen als Transportmittel. Diese waren oftmals ungefedert und rumpelten vergleichsweise langsam über holprige und unbefestigte Wege. Erst mit dem Ausbau der Chausseen und dem Einsatz gefederter Eilpostwagen im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das Reisen mit der Postkutsche etwas bequemer und vor allem schneller: von 2 km/h im Jahr 1700 stieg die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf rund 10 km/h im Jahr 1850.
Kugelpostwagen als dänische Besonderheit
Das damals dänische Elmshorn erhielt 1742 auf Anordnung des Generalpostamtes ein staatliches Postkontor. Zum ersten staatlichen Postmeister wurde Georg Lütkens ernannt. Später entstand in Elmshorn auch eine Fuhrhalterei zum Wechsel der Postkutschenpferde am heutigen Wechselplatz, deren Bestand bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf fast 100 Pferde gestiegen sein soll.
Zwischen 1815 und 1842 bot sich den Elmshornern und Elmshornerinnen ein besonderes Bild: In dieser Zeit setzte die dänische Post den sogenannten Kugelpostwagen ein, den es so nirgendwo sonst gab. Unser Objekt des Monats ist ein Modell dieser zweiachsigen Kutsche mit kugelförmigem Laderaum für die Post anstelle einer Passagierkabine. Die „Kugelpost“ war leichter und schneller als herkömmliche Kutschen, der lederne Überzug schützte die Post und zuweilen auch Geldsendungen vor Witterungseinflüssen. Im Winter konnte die abnehmbare Kugel auch auf Kufen gesetzt werden. Die Bauart sollte zudem verhindern, dass die Postillone Reisende auf eigene Rechnung mitnahmen – selbst eine zusätzliche Spickung der Kugel mit harten Spitzen konnte dies jedoch letztlich nicht vereiteln.
Das Modell des Kugelpostwagens ist zurzeit in der aktuellen Sonderausstellung „Schreiben – Von der Klosterurkunde zum Chat“ zu sehen. Auf Grund des großen Erfolgs wird die Laufzeit dieser Ausstellung bis zum 27. November verlängert!
Inventarnummer: A-0497
Datierung: 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
Material: Holz, Metall, Leder, Eisen
Maße: L 78 cm, B 33 cm, H 24 cm
Hersteller: Landesmuseum Schleswig
Standort: Industriemuseum Elmshorn, Sonderausstellung, 2. OG