Abenteuerspielplatz Hafen – Ein Kran fürs Kinderzimmer von der Kremer Werft in Elmshorn
Heute erscheint es kaum noch vorstellbar: Vor rund 100 Jahren herrschte emsiger Hochbetrieb im Elmshorner Hafen, der das Leben in der Krückaustadt bestimmte. Zur Zeit von Wilhelm II. war Elmshorn der drittgrößte Getreideumschlagplatz im deutschen Kaiserreich. Zwei- bis dreitausend Schiffe fuhren den Hafen pro Jahr an, transportierten neben Getreide auch Ziegelsteine, Kohle und anderes Schüttgut und sorgten für ein lebendiges Treiben an den Kaimauern. Seit 1897 übernahm neben Pferdefuhrwerken die Hafenbahn eine wichtige Rolle im weiteren Güterverkehr, später kamen Lastwagen dazu. Über allem lag von früh bis spät das ohrenbetäubende Getöse der Schiffsbauarbeiten von der Kremer Werft.
Abenteuerspielplatz Hafen
Nicht zuletzt auf die Kinder des Ortes übte der Hafen große Anziehungskraft aus. Hier gab es immer etwas zu sehen und zu erleben! Täglich wurden motorisierte Frachter und traditionelle Ewer, Hafenbahn, Fuhrwerke und Lastwagen be- und entladen, schleppten Dampfer Schuten in und aus dem Hafen und kontrollierte der Hafenmeister sein Hoheitsgebiet. An Bord verrichteten die zahlreichen vereidigten Getreidewäger auf ihren hölzernen Gestellen ihre Arbeit. Besonders faszinierend waren jedoch die Stapelläufe der neu gebauten Schiffe von der Kremer Werft. Bis heute erinnern sich Elmshorner und Elmshornerinnen daran, wie sich groß und klein bei diesen Anlässen versammelte. Immer größere Schiffe wurden hier im Laufe der Jahrzehnte zu Wasser gelassen, die mit fliegenden Baumstämmen, beeindruckenden Bugwellen und viel Geschick durch die enge Krückau Richtung Elbe gezogen werden mussten.
Ein Kran fürs Kinderzimmer
Der Abenteuerspielplatz Hafen hielt auch Einzug in die Kinderzimmer, wie das Objekt des Monats September beispielhaft zeigt. Der Spielzeugkran aus Metall wurde um 1940 von einem Arbeiter auf der Kremer Werft für seinen kleinen Sohn selbstgebaut. Das Führerhäuschen sitzt auf einer Unterkonstruktion mit gummibereiften Rädern und lässt sich drehen. Die Tür kann geöffnet werden. Im Inneren der Kabine sind zwei Seilwinden eingebaut, die über Kurbeln von außen bedient werden: mit der einen kann der Ausleger nach oben und unten bewegt werden, mit der anderen das Seil mit Haken und Gewicht. Ursprünglich gehörten zu dem Kran auch Schienen. Die Räder wurden nachträglich mit Gummireifen versehen, um den Wohnungsboden zu schonen. Optisch und von der Funktionsweise her entspricht der Spielzeugkran vergleichbaren Lastenkränen, die auf Schienen fuhren und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen Häfen eingesetzt wurden. Sie halfen bei der Bewältigung der immer schwereren Güterlasten, die mit den immer größeren Frachtschiffen einhergingen.
Die Elmshorner Werft D.W. Kremer Sohn, die Stadt und Hafen über Generationen mit prägte, geriet im Laufe des 20. Jahrhunderts wiederholt in schwere Krisen. 1978 ging sie endgültig in Konkurs und musste schließen. Noch im Dezember desselben Jahres wurden die Firmengebäude am Elmshorner Hafen abgerissen.
Mehr zur Geschichte des Elmshorner Hafens und Schiffbaus können Sie nach dem Umbau im neu gestalteten ersten Obergeschoss im Industriemuseum Elmshorn erfahren.
Inventarnummer: 2015-0124
Datierung: um 1940
Material: Metall, Gummi, Naturfaser
Maße: L 62 cm, B 33 cm, H 65 cm
Hersteller: Werftarbeiter der Werft D.W. Kremer Sohn (Elmshorn)
Standort: Industriemuseum Elmshorn